Am nächsten Tag lassen wir uns für eine Favela Tour begeistern. Es geht nach Rocinha (das Farmchen), die grösste Favela um Rio herum. Laut offiziellen Zahlen leben hier 70.000 Menschen, realistische Schätzungen sprechen von ca. 300.000 Menschen. Das glaubt man auch sofort wenn man die Ausmasse sieht, ein ganzer Berg bedeckt von kleinen Häuschen bis Holzhütten. Alle eng aneinander gebaut, entweder damit sie nicht umfliegen oder wegen den Platzverhältnissen ist mir nicht ersichtlich :-)
Die Favela ist eine Stadt in der Stadt, Geschäfte, Märkte und eigene Regeln. Die Polizei steht zum Beispiel nur an den Ausgängen, niemals in der Favela. Nur schwer bewaffnete Sondereinheiten gehen hier rein, wir laufen auch an einer Wand vorbei die von einem dieser Besucher völlig durchlöchert ist. Man sagt die Dealer sind oft besser bewaffnet als die Polizei. Die Regierung investiert auch tatsächlich etwas in die Bevölkerung hier. Anstatt Schulen bekommt die Favela jetzt einen Lift!? Ja einen Lift damit die Leute nicht mehr laufen müssen, Damit zerstören sie auch gleichzeitig das Geschäft der Motorradtaxis von denen viele hier leben...
Als erstes laufen wir auf die Spitze des Berges und dürfen in das Haus eines Bewohners besichtigen. Er hat sein Haus eigenhändig aufgebaut und verfügt über die beste Sicht über ganz Rio und das mitten im ärmsten Viertel Rios..
Danach geht es immer tiefer in das Zentrum der Favela, es kommen auch immer mehr Zwielichte Gestalten zum Vorschein, man sieht sofort außenstehende sind eigentlich nicht willkommen....
Strassennamen gibt es keine, eigentlich auch keine richtigen Strassen. Es sind sehr steile, sehr schmale und nur teilweise geteert. In vielen von diesen Gassen kommt die Sonne niemals bis zum Boden. Man muss sich hier wirklich auskennen, sonst geht man schlicht und einfach verloren.
Wir halten an einem Haus bei dem eine Szene aus HULK gedreht wurde. Von hier kann man einen großen Teil der Favella sehen, es ist unglaublich eine Wand aus Häusern. Kein Spalt dazwischen, da Baumaterial sehr teuer ist und alles hoch getragen werden muss, sind viele Häuser nur aus Holz und Sperrmüll zusammen gezimmert.
Nachdem wir durch das Zentrum der Favela an einem der Ausgänge angekommen sind geht es mit Motorrädern wieder nach oben zur Spitze wo auch unser Auto wieder auf uns wartet. Die Fahrt mit den Mototaxis ist ziemlich abenteuerlich. Verkehrsregeln sind im besten Fall Richtlinien, aber es macht einen riesen Spaß an all den Bussen und Autos vorbeizurauschen und keinen Unfall zu haben :-)
Im Mai erkundeten zwei Deutsche die Favela eigenhändig und machten wohl gerade Fotos auf denen auch einer der Dealer landete. Dieser fragte sofort nach der Kamera und die beiden rannten davon. Einer kam davon, der zweite wurde dreimal angeschossen. Er überlebte das ganze Drama zum Glück, genau wie wir beide :-)
Die Party heute war besonders cool, ein Brasilianer den ich von meiner ersten Reise aus Argentinien kannte, kam auch noch vorbei genauso wie Adam, ein Engländer den ich noch von Florianopolis kannte. Wir machten mal wieder richtig die Stadt unsicher ;-)
Das Haus auf der Spitze mit dem Besitzer, im Hintergrund Rio |
Ich mit einer Gruppe junger Menschen die Musik auf alten Öldosen machen und die Kids dazu tanzen |
Das ist die Favela Rocinha, es sieht aus wie eine grosse Wand |
Ich abfahrbereit auf dem Motorrad, was für ein Ritt |
Marcus hat nicht nur eine Frau als Fahrerin, er bekommt auch noch einen pinken Helm :-) |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen